Ungewickel: „Sehe Grebenstein nicht nur als Zwischenstopp“

Komplettes Interview von FUPA mit Leon Ungewickel

Im Sommer verpflichtete der TuSpo Grebenstein mit Leon Ungewickel einen der begehrtesten Talente in Nordhessen. Und der Youngster hat beim Fußball-Gruppenligisten sehr gut eingeschlagen. Zwölf Treffer stehen für den vom OSC Vellmar gekommenen Torjäger nach der ersten Halbserie zu Buche. Wir haben den Studenten für ein Interview gewinnen können und ihn unter anderen über seinen Wechsel, die Aussichten mit dem TuSpo und die bisherige Saison befragt.

FuPa: Sechs Siege, sieben Remis und nur zwei Pleiten macht 25 Punkte. Wie fällt dein Fazit über die Hinrunde aus?

Leon Ungewickel: Im Großen und Ganzen muss man mit der Art und Weise mit der wir in den meisten Spielen aufgetreten sind zufrieden sein. Die Statistik verrät schon, dass wir einfach noch nicht in der Lage waren, enge Spiele für uns zu entscheiden. Das muss besser werden.

FuPa: In vielen Spielen, die ihr Unentschieden gespielt habt, wart ihr die bessere Mannschaft. Warum münzt ihr eure Überlegenheit zu selten in Ergebnisse um?

Ungewickel: Ohne das als Entschuldigung durchgehen zu lassen spielt hier die fehlende Erfahrung im Team auf jeden Fall eine Rolle. Wir haben zu oft den Fehler gemacht bei eigener Führung naiv weiter nach vorne spielen zu wollen. Mir fallen sogar ein, zwei Spiele ein in denen wir knapp geführt haben und dann ein Kontertor gefangen haben. Der negative Höhepunkt in dieser Hinsicht war das Spiel gegen Eintracht Baunatal, wo wir früh 3:0 führen und zu Hause noch 3:4 verlieren. Bei dem Gedanken schüttele ich heute noch den Kopf und der Trainer mit Sicherheit auch.

FuPa: Du persönlich hast mit 12 Treffern in 15 Spielen ein Drittel aller Treffer erzielt und bist unangefochtener Toptorschütze Eures Teams. Der Wechsel hat sich sicher ausgezahlt für dich oder?

Ungewickel: Ja, der Wechsel hat sich mit Sicherheit ausgezahlt, wobei die Tore zum allergrößten Teil dem Team geschuldet sind. Bei den meisten Treffern konnte ich mit einem Ballkontakt abschließen. Ich bin auch ein Spieler, der sehr auf Zuspiele von den Anderen angewiesen ist. Das klappt aber zum Glück ziemlich gut.

FuPa: Im Sommer hast du dem OSC Vellmar den Rücken gekehrt und bist nach Grebenstein gewechselt. Was hat für dich den Ausschlag gegeben?

Ungewickel: Ausschlaggebend war für mich, dass mir klar war, dass ich zum Studium aus dem Kreis Kassel wegziehen würde. Da hat es für mich keinen Sinn gemacht, unter der Woche nicht in Vellmar trainieren zu können, am Wochenende nach Hause zu kommen und auf der Bank zu sitzen. Für mich war aber auch wichtig, dass es schon Gespräche mit dem TuSpo gab, bevor ich im Sommer 2013 in die USA gegangen bin. Als ich dann letzten Sommer wiedergekommen bin, gab es wieder Kontakt und es hat einfach gepasst, da auch viele Freunde von mir in Grebenstein spielen. Dass ich jetzt die Möglichkeit habe in meiner ersten Senioren-Saison viel Spielzeit zu sammeln hat natürlich auch eine Rolle gespielt.

FuPa: Mit Driton Mazrekaj habt ihr einen jungen Trainer. Welche neuen Impulse hat er eingebracht und was unterscheidet ihn von deinen bisherigen Coaches?

Ungewickel: Der größte Unterschied zu meinen bisherigen Trainern ist wohl, dass Driton selbst noch sehr nah am Fußball ist, da er ja letzte Saison teilweise sogar noch selbst aktiv war. Das ist positiv und wirkt sich auch auf uns Spieler aus. Außerdem konnte er mich bei einem Gespräch vor meinem Wechsel ziemlich schnell von seiner Art und Weise Fußball zu spielen überzeugen. Er spricht auch viel mit seinen Spielern. Das ist etwas, was mir früher oft gefehlt hat und speziell in den USA überhaupt nicht passiert ist.

FuPa: Welches Spiel in der Hinrunde ist dir in Erinnerung geblieben und warum?

Ungewickel: Wenn ich eins wählen muss, wohl am ehesten das Spiel gegen Wichmannshausen, alleine wegen dem kuriosen Spielverlauf. 2:0 geführt, 2:3 hintengelegen, ab der 65. Minute in Unterzahl gespielt und das Spiel noch zu einem 5:3 umgebogen.

FuPa: Es ist deine erste Saison als Stammspieler im Seniorenbereich. Wie hast du die Vorrunde empfunden? Es ist ja körperlicher als im Jugendbereich. Bist du froh, dass du in der Winterpause die Akkus wieder aufladen konntest?

Ungewickel: Ich empfand die körperliche Umstellung als nicht ganz so schlimm wie erwartet. Der Unterschied zum College-Fußball ist gering. Es gibt schon den ein oder anderen Gegenspieler, bei dem ich das Gefühl hatte, er hätte mir am liebsten mein Trikot ausgezogen. Ich bin aber auch nicht gerade schmächtig und weiß ganz gut mich dagegen zu wehren. Die Sache mit dem Akku aufladen hat leider nicht so funktioniert. Ich habe mir bei einem Jux-Turnier kurz vor Silvester einen Knochen im linken Fuß gebrochen und trage bis Anfang Februar eine Art Schiene, die mir hilft mit dem Fuß aufzutreten. Wenn alles gut geht verpasse ich aber nicht wirklich viel von der Vorbereitung und bin zum Rückrundenauftakt wieder fit.

FuPa: Vor zwei Jahren hast du in der A-Junioren Hessenliga 15 Treffer erzielt und deine Treffsicherheit in der Jugend häufig unter Beweis gestellt. Siehst du Grebenstein selbst nur aus Übergangsstation oder kannst du dir vorstellen, langfristig beim TuSpo zu bleiben? Welche Liga traust du dir selbst zu?

Ungewickel: Also es ist auf keinen Fall so, dass ich Grebenstein nur als Zwischenstopp sehe. Die Mannschaft hat mich großartig aufgenommen, vom Kapitän bis zum Zeugwart, die ganze Atmosphäre ist sehr familiär, das gefällt mir, ich fühle mich echt wohl da. Langfristig will ich aber schon sehen, ob es nicht auch über die Gruppenliga hinausgeht.

FuPa: Grebenstein war viele Jahre in der Verbandsliga aktiv – und da teilweise ein Spitzenteam. Wann gelingt die Rückkehr in die Verbandsliga? Wie siehst du die mittel- und langfristigen Perspektiven beim TuSpo?

Ungewickel: Wie gerade schon angesprochen sehe ich den TuSpo auch mittelfristig in der Verbandsliga. Der Aufstieg ist meiner Meinung nach auch realistisch, vor allem wenn man sich das Potential der Mannschaft ansieht. Die wenigsten bei uns sind über 25, viele lernen noch dazu und finden sich im Seniorenfußball zurecht, mich selbst eingeschlossen. Es wird interessant sein, die Entwicklung der Truppe in den nächsten Jahren mit zu verfolgen.

FuPa: Schauenburg hat sich mit 40 Punkten schon etwas abgesetzt vorne. Ihr habt noch einige Nachholspiele. Was ist für Euch in der Rückrunde noch drin?

Ungewickel: Für uns kann es nur darum gehen, die Nachholspiele zu gewinnen und dann zu sehen, wo man steht. Wenn es uns gelingt, mehr von den engen Partien für uns zu entscheiden, als das in der Hinrunde der Fall war, ist es auch nicht ausgeschlossen nochmal die Lücke nach oben zu schließen. Dafür müssten aber über einen längeren Zeitraum auch mal alle Spieler fit bleiben. In der Hinrunde hatten wir unverhältnismäßig oft mit Verletzungen zu kämpfen. Wenn wir mehr Konstanz in unser Spiel kriegen und eine kleine Serie hinlegen, habe ich wenigstens die Hoffnung, die Saison bis zum Ende spannend zu gestalten und nicht zehn Spiele vor Schluss um die Plätze acht bis zehn zu spielen.

FuPa: Welche Ziele hast du dir für dieses Jahr sportlich und privat gesteckt?

Ungewickel: Ich selbst muss jetzt erstmal zusehen, wieder richtig fit zu werden, sonst kann ich der Mannschaft nicht weiterhelfen. Zum Ende der Hinrunde, als ich zum Studium nach Gießen gezogen bin, habe ich gemerkt, dass mir das Training fehlt und habe stark abgebaut. Jetzt geht es darum, in Gießen bei einem Verein trainieren zu können um dann fit am Wochenende nach Hause zu fahren und bessere Spiele zu machen als zum Ende der Hinrunde. Privat gilt es für mich, die ersten zwei Semester meines Studiums gut rum zu bekommen.

FuPa: Danke Leon, dass du dir die Zeit genommen hast. Wir wünschen Dir gute Besserung, schnelle Genesung und eine erfolgreiche Rückserie mit dem TuSpo Grebenstein.

Quelle: FUPA.net

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